„Keine x-beliebigen Leistungen für kurzfristigen Seelenfrieden“

Kurze Bemerkungen zu einem bemerkenswerten Unternehmen

Sie fallen aus dem Rahmen. Den schreibt man bekanntlich mit „f“, aber: vrame. Geht man auf die Seite des „interdisziplinären Teams aus schlauen Füchsen“, sieht man, was da sonst noch so alles den Rahmen sprengt. Aber Vorsicht: Da ist nichts abgehoben, nichts esoterisch oder smart um des smarts-sein-Wollens Willen, das ist geerdet. „Was man anfängt“, sagt Jens Bredehorn, so habe er es gelernt, „muss man auch zu Ende bringen.“ Damit geht eine Eigendarstellung gut zusammen, die zunächst etwas PR-lastig, gar vollmundig klingen möchte, es aber in sich hat: „Vorausschauend, kritisch und neugierig ist das Team der vrame consult GmbH, welches in der Bauindustrie anders agiert als die meisten – und das sehr erfolgreich,“ wie der Autor dieser Zeilen aus langjähriger Beobachtung der Arbeit beider Geschäftsführer weiß. Denn ihre Arbeitsweise ist, das nehmen sie einfach mal so für sich in Anspruch: „die Zukunft der Baubranche: Digital, proaktiv, disruptiv, progressiv, kollaborativ und – ja auch – konservativ, wenn es um Verlässlichkeit und all die anderen wichtigen Werte geht. Und damit sind sie jederzeit einen Schritt voraus – dem Rest der Branche, wie trefflich angenommen werden darf, besonders aber dem Risiko in den Projekten. Dafür geht man auch schon mal verbal in die Vollen: „Wir wollen Menschen nicht an ihren Illusionen scheitern lassen, sondern sie in der Zusammenarbeit mit uns dazu ermutigen, über sich hinauszuwachsen.“ So spricht keine Generation Y, schon weil Marc Heinz und Jens Bredehorn, die beiden Geschäftsführer, die das Unternehmen 2015 gründeten, dafür das entscheidende Quäntchen zu alt sind, auch wenn sie jung sind.

Neben dem großen Themengebiet BIM bedient das Team der vrame consult auch weitere Potentiale der Branche: Business Intelligence, Lean Management und vor allem die agile Arbeitsweise mit allen Projektbeteiligten spielen dabei eine große Rolle.

Sie wollen ihren Auftraggebern keine x-beliebigen Leistungen für ihren kurzfristigen Seelenfrieden verkaufen und haben den Anspruch, füreinander einzustehen und sich mit Weitblick zu kümmern – ganz nach dem Motto: no bullshit. Und „no bullshit“, sondern vielmehr kreuz gescheit ist, was die beiden vrameler etwa zur Entwicklung der Digitalisierung hierzulande im Vergleich zum U.K. sagen.

Bei der BIM-Methodik im Planungswettbewerb geht es nicht um das Ersetzen der Wettbewerbsfundamente wie Preisgericht, Sachverständige oder Vorprüfung, sondern um die Optimierung der Prozesse sowie weitgreifende Analysen im Bewertungsprozess.

– Die dottergelbe vrame-Seite öffnet, ein Fuchskopf aus finiten Elementen baut sich auf, auf den sich bauen lässt, dann sieht man – nun ja – Bäume, die in den Himmel wachsen und darauf den Slogan: „We shape your future with bim“. Über die Form der Zukunft lässt sich streiten. Im Nacken sitzt sie jedenfalls allemal dem, der nicht bereit ist, wenigstens ein bisschen aus dem Rahmen zu fallen, was – das zeigt das folgende Interview – manchmal ganz einfach sein kann. Lesen Sie, was da zwei bekennende BIM-Punks, in Wirklichkeit aber Digitalisierungs-Philosophen und muntere Querdenker im Interview mit momentum zu sagen haben.

„Wir raten jedem, alles in Frage zu stellen“

Sieben Fragen an Jens Bredehorn und Marc Heinz, die beiden Geschäftsführer der vrame consult GmbH, über disruptive Arbeitsweisen, Bauherren als Schlüssel für BIM, die Chancen der deutschen BIM-Entwicklung und das “Wie” und das “Was” der Standards.

momentum: Ihr selbst sagt über euch, dass eure Arbeitsweise proaktiv, disruptiv, progressiv, kollaborativ und digital ist und setzt damit ein Statement am Markt. Aber was genau macht vrame anders als andere?

Jens Bredehorn: Das stimmt. Wir merken oft, dass unsere Denkweise sich von der breiten Masse unterscheidet. Es ist aber einfacher als man denkt. Im digitalen Zeitalter stehen für uns die Menschen und die zugehörigen, kollaborativen Prozesse im Vordergrund. Technologisch werden uns dabei keine Grenzen gesetzt. Für uns ist wichtig, das fachliche Know-how eines jeden Einzelnen einzubinden. Das „Wissen“ ist letztendlich das Fundament für ein erfolgreiches und durchgängiges Informations-Management, welches das digitale Zeitalter mit sich bringt. Dies ist auch der Grund, warum unser Team so vielseitig aus allen Disziplinen der Baubranche aufgestellt ist. Wir können auf jede Gegebenheit reagieren und das benötige Know-how einbringen.

Bauherren sind der Schlüssel für BIM, und dafür verantwortlich, ob und wie schnell sich BIM in Deutschland durchsetzt. Was für eine Rolle spielt der Bauherr für euch?

Marc Heinz: Ohne Bauherr kein BIM-Projekt! Das ist denkbar einfach. Der größte Mehrwert digitaler Methoden ist es, ein Disziplinen-übergreifendes Informations-Management, eine mit sich führende, durchgängige Kollaboration und nachhaltige Qualität über alle Phasen hinweg aufzusetzen. Der Bauherr ist für uns dabei das zentrale Bindeglied zwischen allen beteiligten Personen und Prozessen, über alle Phasen hinweg. Und da kommen wir ins Spiel.

Und was genau ist die Leistung von vrame, die ihr da anbieten könnt?

Marc Heinz: Unser vramework. Nicht zuletzt aus unseren Erfahrungen als Planer, Projektmanager und Bauausführende haben wir gelernt, dass ein Projekt nur erfolgreich wird, wenn alle Beteiligten die gleiche „Sprache“ sprechen. Die Digitalisierung bietet hierfür die besten Voraussetzungen, um alle am Bau beteiligten Personen wieder näher zusammenzubringen. Unser Projektmanagement und die digitale Arbeitsweise, beispielsweise durch die BIM-Methode, schafft eine optimale Kollaboration, Transparenz und Qualität im Projekt und bildet einen prozessualen „Rahmen“, von der Projektentwicklung bis hin zur Übergabe in den Betrieb.

Das Baugewerbe ist voll mit Normen, Richtlinien und Regelwerken. Vrame spricht sich ganz klar gegen eine Beteiligung an diesen Normungsthemen aus. Warum?

Jens Bredehorn: Da müssen wir eins klar stellen: Wir sprechen uns nicht gegen Standardisierung und Normierung aus, im Gegenteil. Gerade für die mittelständisch geprägte Bauwirtschaft und die Vielzahl der Akteure an einem Bauprojekt sind Standards unerlässlich. Warum wir uns jedoch nicht „offiziell“ daran beteiligen, ist aber auch ganz einfach. Standards und Normen sollten immer das „Was“ abbilden und nicht das „Wie“. Das „Wie“ sind immer Geschäftsmodelle von einzelnen Unternehmen. Und dafür brauchen wir bitte keine Standards.

Zum Thema Standards hört man ja immer noch mal die Meinung: „lass uns einfach die britischen nehmen.“ Was sagt ihr dazu?

Marc Heinz: Im deutschsprachigen Raum hat sich eine besondere Situation ergeben, die sich unabhängig von BIM in verschiedenen Bereichen und Themen wiederfindet. Wir nehmen andere Länder als Vorreiter wahr, beispielsweise Großbritannien. Aber wird dort besser und durchgängiger BIM gelebt? Eher im Gegenteil. In Deutschland wächst die Entwicklung der BIM-Methodik „von unten“ aus der Wirtschaft, ohne dass es Vorgaben zur Durchführung der Methodik „von oben“ auf öffentlicher Ebene gibt. Eben aus dieser Entwicklung „von unten“, ohne öffentliche Anforderungen „von oben“, könnte der Eindruck entstehen, Deutschland sei in Sachen BIM hintendran. Dieser Eindruck ist falsch. Es gibt viele gute Beispiele dafür, dass BIM in Deutschland sehr gut funktioniert und schon weit vorangeschritten ist – auch ohne öffentliche Vorgaben. Was unsere Denkweise somit unterstützt: „Wir brauchen kein „Wie“ zu standardisieren“.

In der letzten Ausgabe der BIM – Building Information Modeling 2017 (erschienen im November 2017, Ernst & Sohn-Verlag) habt ihr 10 Unwahrheiten zur Umsetzung und Implementierung der BIM-Methodik vorgeführt. Was ist dran an diesen Unwahrheiten und was ratet ihr Unternehmen bei der Durchführung ihre BIM-Projekte?

Jens Bredehorn: Auch wenn das Thema BIM gar nicht mehr so neu ist, scheint es sich aber derzeit erst in der deutschsprachigen Bauwirtschaft flächendeckend zu verankern. Neue Themen, unabhängig von BIM, bieten auch immer eine neue Spielwiese, auf der keiner wirklich sagen kann, was richtig und was falsch ist. Berater, Forschungsprojekte und Arbeitsgruppen sprießen wie Pilze aus dem Boden. Es werden Fehler gemacht, falsche Richtungen eingeschlagen, aber natürlich auch viel daraus gelernt. Bis sich irgendwann die Praxis bewährt hat und sich Regelungen verfestigt haben. Auch wenn jeder das Recht auf eigene Fehler hat: Warum sollte man so nicht von anderen lernen, die die Erfahrungen gemacht haben.

Marc Heinz: Wir möchten jeden einladen, der aus unseren Erfahrungen, Fehlern und Erfolgen lernen möchte. Um die Frage zu beantworten: Wir raten jedem, alles in Frage zu stellen und sich nicht darauf zu verlassen, dass man, wenn man BIM „kauft“ auch das bekommt, was man erwartet.

Wo seht ihr euch in 10 Jahren, sprich: Wie wächst man und sprengt trotzdem weiter den Rahmen?

Jens Bredehorn: Das ist eine gute Frage, die wir uns ebenfalls immer wieder stellen. Aber auch immer sehr leicht beantworten können. Man könnte denken, dass man uns gar nicht mehr braucht, wenn „BIM“ erst einmal am Markt gefestigt ist. Für uns ist BIM als Synonym für die Digitalisierung der Bauindustrie jedoch ein wahrscheinlich nie endendes Thema. Projekte, Technologien und die zugehörigen Anforderungen werden mit den Möglichkeiten zunehmend komplexer. Und genau hier werden wir den entscheidenden Schritt voraus bleiben. Weiterhin ist unsere Haupttätigkeit nicht die Beratung oder BIM-Implementierung, sondern unser vramework – die strategische Projektausrichtung und das Management der Informationen und digitalen Prozesse, über alle Projektbeteiligten und Phasen hinweg.